Erstmals war die Corporate TV Association (CTVA) Sponsor der 3. TV Komm. am 18. und 19. März in Karlsruhe.
Auf der TV Komm. diskutierten und informierten rund 230 Experten der Bewegtbild-Kommunikation über die Mediennutzung im Wohnzimmer der Zukunft und die Bedeutung von Inhalten und Anbietern. Zahlreiche Unternehmen nutzten das Präsentationsforum auf der TV Komm. um ihre Dienste zu zeigen, z.B. BBC World News, NDS, Kabel BW, phabvision und YouToube.
Am Freitag startete der Kongress mit der Diskussion zum Thema „Bewegung beim Bewegtbild“. Unter der Moderation von von kress-Chefredakteur Eckhard Müller diskutierten die etablierten Vertreter der Bewegtbild-Branche darüber, wer künftig welche Inhalte herstellen und auf welchen Kanälen verbreiten werde. Stephan Bourauel, der Vertreter der Privaten Rundfunkanbieter und Verleger in Baden-Württemberg griff dabei das öffentlich-rechtliche System erneut für dessen Webaktivitäten an. SWR-Strategieleiter Gerold Hug konterte, dass es dem Zuschauer kaum zu vermitteln sei, warum die von ihm durch Gebühren finanzierten Inhalte, nicht oder nur kurzzeitig im Netz zu finden sein sollen.
Dr. Angela Frank, LFK Baden-Württemberg über die TV Komm. und die steigende Bedeutung von Corporate TV
Bewegtbild ist für Stephan Bourauel aus Verlegersicht auch eher als Zusatzservice zu sehen, aber wegen hoher Streamingaufwendungen für eine Lokalzeitung kaum darstellbar. Nikolai A. Behr, Vorsitzender der CTVA antwortete darauf mit dem Vorschlag, dass kleine Verlage doch YouTube als kostenlose Plattform nutzen könnten. „Die Zeitungen sollten hier den Service für den Leser in den Vordergrund stellen und nicht versuchen, aus jedem Angebot ein Profitcenter zu machen und auch noch an der Distribution zu verdienen“, so Nikolai A. Behr.
Harald Rösch, Vorsitzender der Geschäftsführung des baden-württembergische Kabelanbieters Kabel BW, sieht das Kabel als Breitbandanbieter noch lange im Vorteil gegenüber dem Web. „Das Internet würde kollabieren, wenn die TV-Verbreitung nur noch über Streaming erfolgen würde“.
Auch Thomas Langheinrich, Präsident der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), sieht das Kabel gegenüber dem Internet noch im Vorteil: „Die riesigen Vorteile von Broadcast sind momentan durch einen reinen Internet-Übergang nicht wett zu machen“. Er sieht die Zukunft aus einer Kombination von klassischer Broadcasttechnologie und Internet-Streaming. Matthias Greve, CEO des Hybrid- Receiver Anbieters Videoweb, setzt auf den Ausbau der breitbandigen Versorgung bei zurückgehenden Verbreitungskosten: „Der Einstieg ins Bewegtbild muss jetzt kommen, sonst sind die Märkte besetzt“.
HDTV, das hochauflösende Fernsehen, ist für den Satellitenanbieter Astra der kommende Wachstumstreiber. Geschäftsführer Wolfgang Elsäßer: „Astra wird sich in Zukunft weiterhin auf seine Kernkompetenz konzentrieren, digitales Fernsehen in die Haushalte zu bringen. Interaktivität wird durch die Anbindung an das Internet gewährleistet.“
CTVA-Vorsitzender Dr. Nikolai A. Behr vertrat auf dem Einführungspanel die These, dass die Bedeutung von Corporate TV in den nächsten Jahren weiter steige. Vor allem in mittelständischen Unternehmen findet zur Zeit ein Umdenken statt: „Unternehmen werden künftig zunehmend als Content-Produzenten auftreten und somit die Aufgaben der TV-Sender übernehmen.“
Lars Reckmann über regionales Corporate TV und die Treiber von Web tv
Lars Reckmann, Geschäftsführer des CTVA-Mitglieds Bavaria Film Interactive GmbH (BFI), referierte über „Unternehmen und Marken als Programmanbieter der Zukunft“. Dabei ging er unter anderem auf die Wirkung bewegter Bilder im Internetzeitalter und den strategischen Wert eines ganzheitlichen Bewegtbild-Konzeptes ein. Auch er bekräftigte in seinem Vortrag die These, dass künftig die Unternehmen als Content-Anbieter ein größere Bedeutung erhalten.
Dirk Nolde, Redaktionsleiter Online der Berliner Morgenpost zeigte, wie die Lokal-Redaktion ihre Leser mit der Flip-Cam und dem iPhone zu Video-Reportern im Internet macht. Er geht davon aus, dass sich Printmedien von der Aktualität lösen müssen. Für den Webauftritt ist die Zusammenarbeit mit sozialen Netzwerken entscheidend. Verweise auf Blogs,YouTube-Videos und Twitter-Themen stehen bei der Berliner Morgenpost gleichberechtigt neben den redaktionellen Beiträgen.
Die TV.Komm 2010 hat einmal mehr gezeigt, dass sich die Medienbranche in einem konstanten Umbau befindet. Neben TV-Sendern und Verlagen nutzen auch immer mehr Unternehmen Bewegtbilder zur direkten Zielgruppenansprache und treten dadurch im Markt verstärkt als Anbieter von Video-Content auf.
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