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Bewegte Bilder – bewegte Zeiten – Bewegtbild-Fachtagung am Flughafen München

By 2010/02/24Medien, Wirtschaft

Auf der Veranstaltung der Medientage München und der KPMG trafen sich gestern im Kempinski Airport in München zahlreiche Fachleute der Internet-, TV- und PR-Branche zur Diskussion.

Zunächst beeindruckte Andreas Briese von YouTube in seiner Keynote mit eindrucksvollen Zahlen: In Deutschland werden zur Zeit 6 Milliarden Video-Views pro Monat gezählt, 86,5 % der Internet-Nutzer sehen sich regelmäßig online Videos an und 58% der User sehen sich YouTube-Videos auf Empfehlung von Freunden an. Rund die Hälfte aller YouTube-Videos werden bewertet oder kommentiert. Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass pro Minute weltweit Videos mit mehr als 20 Stunden Sendelänge hochgeladen werden (!).

IP-Video als Ergänzung des Distributionsmix

Die Umweltdokumentation HOME von Luc Besson und Yann Arthus-Bertrands zeige, so Andreas Briese, dass Internetvideos eine gute Ergänzung des Distributionsmixes sein können. Zu den 8 Millionen Zuschauern des Films im französischen Fernsehen kamen über IP noch einmal 10 Millionen hinzu. Auch die Auswertung über DVD war darüber hinaus noch sehr erfolgreich.
Briese stellte außerdem noch die YouTube Services Video ID, ein Rechteüberprüfungs-Tool und YouTube Insight, ein Analyse-Tool, vor. Ob der Dienst YouTube Rentals, der bislang nur in den USA und Großbritannien angeboten wird, auch in Deutschland eingeführt wird, lies Bries allerdings offen.
Peter Kerckhoff von der Deutschen Telekom, zeigte wie sich sein Unternehmen die Konvergenz auf  3 Bildschirmen vorstellt (Mobile Device, Laptop und TV-Screen zuhause). Ein interessante Zahl: Beim contentbezogenen Geschäft der Telekom, hat Bewegtbild einen Anteil von 70%, Games und Musik zusammen kommen nur auf 30%.
Rüdiger Oppers, Leiter der elektronischen Medien bei der WAZ Mediengruppe, geht davon aus, dass gerade im Special Interest Bereich gute Geschäftsmöglichkeiten für WebTV bestehen. Als Beispiel nannte er die Modelleisenbahenfans, die die WAZ auch schon mit einigen Printprodukten versorgt. Oder den Lokalsport, den sonst kein TV-Sender zeigt.


BR plant iPhone App für die Rundschau

Rainer Tief, Leiter des Programmbereichs Multimedia und Jugend beim Bayerischen Rundfunk, kündigte an, dass der BR künftig auch für die Rundschau im Bayerischen Fernsehen eine iPhone App anbieten wird. Außerdem zeigte er die Herausforderungen bei Aufbau einer Mediathek an, gerade unter den schwierigen Vorgaben des 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrags. Die BR-Mediathek erfreut sich zunehmender Beliebtheit bei den Usern. Die Audio-Podcasts, mit denen der BR 2005 als Pionier auf diesem Gebiet anfing, haben sich rasant entwickelt. Während 2005 beim Start des Projekts nur 381.000 Audiobeiträge gefragt waren, konnten Ende 2009 bereits knapp 80 Millionen Abrufe gezählt werden. Die Videoabrufe in der BR-Mediathek betragen zur Zeit 2,72 Millionen pro Monat!

Peter Christmann von Snack tv ging in seinem Vortrag auf die „Suggestivkraft“ des audiovisuellen Mediums ein, musste aber zugleich bilanzieren, dass von den 10,4 Milliarden Videos, die monatlich im Netz angesehen werden, nur rund 500 Millionen professionell vermarktbar sind. Die durchschnittliche Sendelänge der Internet-Videos beträgt rund 5 Minuten. Im Vergleich zum Fernsehen ist die Nutzung der internet-Videos in der Gesamtbevölkerung trotz rasant steigender Zahlen, noch immer erst bei rund einem Zehntel der Nutzungszeiten vom TV (in D im Durchschnitt: 226 Minuten TV-Nutzung und 25 Minuten Onlinevideo-Nutzung pro Tag).

Christian Sommer von der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) zeigte interessante Zahlen aus der Videopiraterie-Szene. Während TV-Filme eher gestreamt werden, werden Spielfilme meist herunter geladen. Auch konnte ein unterschiedliches Verhalten von weiblichen und männlichen Tätern festgestellt werden: Frauen streamen lieber, Männer wollen die Filme downloaden. Das Thema HD ist für die Raubkopierer bislang noch kein Thema, im Durchschnitt sind nur 3 % der geklauten Inhalte in HD.


MSN ist mit Werbung ausgebucht

Christian Wenger von MSN überraschte das Publikum mit der Aussage: „Wir sind mit Werbungs ausverkauft!“. Der für Nutzer kostenlose Spielfilme-Service movies.msn.de arbeitet mit kurzen Pre-, Mid- und Post-Rolls, die der Zuschauer kaum als störend empfindet, zumal im unteren Teil des Bildschirms angegeben wird, wie lange es noch dauert, bis der Film fortgesetzt wird.

Dominik Reisig vom Start-Up CAVI präsentierte wie man mit nur drei Klicks in Online-Videos mittels Overlay-Technologie und Sushi-Bar-Icons zum direkten Produktverkauf kommt. Auch seiner Meinung nach, sind gerade Nischenmärkte, wie die für Angler, für die Vermarketung besonders interessant. BMW Product Placement Chef Hans-Peter Ketterl, der BMW TV als Beispiel für gebrandetes Entertainment mit redaktionellem Background präsentierte, kann sich kaum vorstellen, dass man mit Systemen wie CAVI auch Premium-Produkte an den Mann bringen kann. Höchstens im Accessoire-Bereich sind solche Modelle denkbar. Generell ist aber BMW sehr an innovativen Marketingideen, auch und gerade im Bewegtbild-Bereich, interessiert.

Auf der rund fünfstündigen Tagung wurde viel diskutiert und es wurden zahlreiche Anwendungsbeispiele und Statistiken gezeigt. Alleine die Frage die alle brennend interessierte, wurde nicht richtig beantwortet: Welche Geschäftsmodelle im Online-Videobereich funktionieren schon heute?

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