Qualitätsinhalte nur noch bei Öffentlich-Rechtlichen Sendern und im Corporate-TV?
Die Wirtschafts- und Vertrauenskrise ist für die privaten TV-Sender besonders bitter. Durch das Ausbleiben der teueren Werbespots ist der Spielraum für hochwertige Eigenproduktionen erheblich gesunken. Die Folge: noch mehr sinnlose Quiz- und Sozialdoku-Shows, noch mehr Telefonabzocke-Spielchen, noch mehr billige B-, C-Movies mit stumpfsinningen und häufig gewaltverherrlichenden Inhalten. Nach Ansicht des Londoner Content Economics Research Instituts werden die Investitionen in 2010 noch weiter zurückgefahren. Erst für 2011 kann mit einer Verbesserung der Finanzkraft der Sender gerechnet werden.
Für die kommenden zwei Jahre bedeutet das: weniger und billigere Neuproduktionen und mehr Wiederholungen. Der Markt für TV-Eigenproduktionen (ohne Nachrichten und Sport und gekaufte Programme und Serien) hatte 2008 noch eine Größe von rund 12 Mrd. EUR in Europa. Der größte Markt davon ist Deutschland mit rund 3,1 Mrd. EUR. In den meisten europäischen Ländern werden in Werbeerlöse 2009 um 10-15% fallen, in Spanien sogar um 25%. Die RTL Group will die Budgets für Eigenproduktionen um „mindestens 10%“ senken. Auch die Öffentlich-Rechtlichen Sender müssen sparen und produzieren dadurch auch vermehrt lokale und regionale Inhalte.
Einen gegenläufigen Trend sieht man dagegen im Corporate TV Umfeld: Trotz Krise produzieren immer mehr Unternehmen TV-Inhalte und bieten diese ihren Kunden oder auch den Mitarbeitern direkt, meist über das Internet, an. Gerade erst vor Kurzem hat BMW seine neue Plattform BMW-TV gestartet. Zahlreiche Markenartikler stellen auf Ihren Webseiten hochqualitative Reportagen und Kurzfilme ein. Die Themen reichen dabei von Kochrezepten einer Supermarktkette, bis zu medizinhistorischen Dokumentationen über die Auswirkungen der Kartoffelfäule eines großen Chemieherstellers.
„Immer mehr Unternehmen, gerade auch im Mittelstand, erkennen die Chance, ihre Botschaften direkt an die Öffentlichkeit zu bringen. Qualität und journalistische Aufbereitung erhöhen dabei signifikant die Akzeptanz beim Betrachter. Und: die Unternehmen investieren, trotz Krise, immer mehr Geld in die Produktion von hochwertigen TV-Inhalten“, so Dr. Nikolai A. Behr, Vorsitzender der Corporate TV Association (CTVA).